Auf den ersten Blick könnte nichts Prosaischeres als Kartoffeln erfunden werden. Aber die Geschichte dieser Hackfrucht reicht mehr als fünftausend Jahre zurück. Es gab Höhen und Tiefen darin. Nicht einmal den üblichen Namen "Kartoffel" bekam er auf Anhieb, lange hieß er "irdener Apfel".
Wie Kartoffeln in Europa erschienen
Zunächst hielten die Europäer Kartoffeln für einen Pilz, nachdem sie gesehen hatten, wie die Indianer Südamerikas ihre Knollen ausgruben. Da die Form der Kartoffeln dem bereits bekannten Trüffel ähnelte, galten sie als Verwandte.
Die Hackfrucht kam im 16. Jahrhundert nach Europa. Die Spanier waren die ersten, die es probierten, aber sie machten keinen besonderen Eindruck auf sie, weil sie nicht wussten, wie man es richtig zubereitet. Von Spanien wanderten die Kartoffeln nach Italien, wo sie "Tartufolli" nannten, und von dort gelangten sie nach Belgien. Dort wurde er für eine Zierpflanze gehalten und in Gewächshäusern gepflanzt. Wenig später erreichte er Preußen. Dort erließ der preußische König ein Dekret über den Zwangsanbau von Kartoffeln, das die Deutschen im Krieg von 1758-1763 vor dem Hungertod rettete. Nach einer Weile erreichten die Kartoffeln Frankreich.
Warum Kartoffeln "irdener Apfel" genannt wurden
Die Kartoffel wurde in Frankreich als Zierpflanze angetroffen. Seine lila Blüten wurden verwendet, um Frisuren und Kleidung zu schmücken. Die Franzosen wandten sich erst viel später Knollen zu. Da alle Obst- und Gemüsesorten mit runder Form traditionell mit einem Apfel in Verbindung gebracht wurden, wurde die Kartoffel als „erdiger Apfel“bezeichnet und galt als giftig. Darauf beharrten die französischen Ärzte hartnäckig und behaupteten, der "irdene Apfel" sei der Überträger der Lepra und die Ursache für die Trübung des Geistes. Wissenschaftler stimmten den Ärzten jedoch nicht zu, hielten jedoch Kartoffeln für unhöflich für französische Mägen. Im Lebensmittelbereich wurde er jedoch erst hundert Jahre später mit der leichten Hand des Pariser Agronomen und Apothekers Antoine Auguste Parmentier eingesetzt.
In seiner Heimat kann man nun ein Denkmal für einen Apotheker sehen, auf dem die Inschrift „Dem Wohltäter der Menschheit“eingemeißelt ist. Und die französischen Kochexperten haben den Namen Parmentier selbst im Rezept für Kartoffelpüreesuppe verewigt und es "Parmentier-Suppe" genannt.
In Russland wurden Kartoffeln genau so genannt wie in Frankreich - "irdener Apfel". Es wurde ausschließlich als seltene Delikatesse gekocht und bei Palastbanketten mit Zucker gegessen.
Später fingen sie an, es Kartoffeln zu nennen. Der Belgier de Sevry gab der Pflanze den Namen "Tartuffle" wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Trüffel. In Deutschland wurde dieses Wort in "Kartoffeln" umgewandelt, und da Russland damals stark auf Deutschland ausgerichtet war, kam der russische Name genau aus dem deutschen, wobei er sich dabei leicht verändert hatte. So entstand der neue Name für den „erdigen Apfel“– „Kartoffel“.